Ein ungeplanter Besuch im Museo del Prado in Madrid
- Patrick Vosen
- 21.9.2024
17.4.2024
Nach dem wundervollen gemeinsamen Abend beim Ukuleleklub Madrid und dem anschließenden Open-Mic brechen nun etwas ruhigere Tage an, bevor ich mit meiner spanischen Freundin Alicia zum einem Festival im südwestlichen Trebujena weiterfahre. Heute habe ich eigentlich einen Tagesausflug nach Toledo geplant, einer schönen Stadt in der Nähe von Madrid. Allerdings meint es das Schicksal nicht gut mit mir. Der Ticketkauf bei der Bahn ist recht kompliziert und dann verpasse ich auch noch den Anschluss im Bahnhof Madrid Atocha, weil meine S-Bahn einen Schaden hat und mitten auf dem Gleis stehenbleibt.
Ein unerwarteter Museumsbesuch
Als es endlich weitergeht, ist es schon zu spät für einen Tagesausflug und ich entscheide mich stattdessen für ein Museumsbesuch im weltbekannten “Museo del Prado”. Dort angekommen, wundere ich mich, warum so wenig los ist. Anders als im Louvre in Paris komme ich ohne Wartezeit direkt an die Kasse und ins Museum. Später werde ich noch herausfinden, warum das so ist.
Auf der Suche nach Goyas schwarzen Gemälden
Alicia hat mir empfohlen, dass ich mir unbedingt die schwarzen Gemälde von Francisco de Goya anschauen soll - ihre Lieblingsbilder aus der ganzen Sammlung. Gespannt betrete ich das Museum, das als Kunstgalerie von Ferdinand VII. in Auftrag gegeben wurde und 1819 eingeweiht wurde. Die Sammlung umfasst heute mehr als 5.000 Zeichnungen und ist ziemlich beeindruckend. Ich habe meine Fotokamera dabei, aber schon beim ersten Bild werde ich zurechtgewiesen: Hier keine Fotos. Alle Bilder kann man sich online auf der Webseite anschauen.
Insgesamt bleibe ich drei Stunden im Museum und lasse mich von Goya, Velázquez und El Greco faszinieren. Besonders beeindruckt bin ich von der Entwicklung der Werke von Fransico Goya. Ein Maler, der eine Entwicklung vom Licht zur Dunkelheit gemacht hat. Jemand, der von Krieg und Krankheit so beeinflusst wurde, dass er keine Angst davor hatte, die wahre Situation im Land und auf der Welt in seinen Bildern wider zu spiegeln. Dadurch kritisierte er Staat und Kirche - zu Zeiten, als die Inquisition noch an der Macht war. Im Dachgeschoss des Museums sieht man noch seine früheren und fröhlicheren Werke. Im Untergeschoss wird jedoch klar, inwiefern ihn Krieg, Hungersnot und seine eigene Taubheit nach einer unbekannten Erkrankung verändert haben.
Die schwarzen Gemälde: Ein Fenster in Goyas Seele
Die schwarzen Gemälde sind ein Höhepunkt dieser Entwicklung. Er malte diese zwischen 1819 und 1823 völlig zurückgezogen und vereinsamt auf die Tapeten seines zweistöckigen Hauses in der Nähe von Madrid. Es schien seine einzige Möglichkeit gewesen zu sein, die Schicksale seines Lebens zu verarbeiten. Die Werke waren nicht für die Öffentlichkeit bestimmt und wurden erst 1874 von dem neuen Eigentümer von den Wänden genommen und auf Leinwände gezogen. Dabei gingen viele Details verloren. Trotzdem sehe ich auf den Bildern die Verzweiflung des Künstlers und werde nachdenklich. Diese Verzweiflung sieht man am besten in seinem berühmtesten Werk “Saturn verschlingt seinen Sohn”, was wahrscheinlich darstellen soll, dass die Menschheit zum Machterhalt keine Mittel scheut.
Hier ist ein Video mit ausführlichen Informationen über Goyas Leben und die schwarzen Gemälde:
Weitere beeindruckende Kunstwerke
Hier sind noch ein paar weitere Gemälde, die ich beeindruckend fand:
Als ich gegen 18 Uhr das Museum verlasse, voller Gedanken und Inspirationen, sehe ich eine gigantische Schlange vor dem Museum. Erst dann wird mir klar, dass der Eintritt zwei Stunden vor Schließung kostenlos ist. Ich muss lächeln und schüttle den Kopf. Immerhin hatte ich so die Möglichkeit, mir die Kunstwerke ganz entspannt und in Ruhe anzusehen. Bevor ich zu Alicia zurückfahre, esse ich noch Tortilla in einem Café in der Nähe, das sie mir empfohlen hat. Zuhause ist meine Gastgeberin noch nicht zurück. Ich setze mich an ihr Klavier und spiele die paar Lieder, an die ich mich noch erinnere. Zum Beispiel “Dancing in the moonlight” von King Harvest.
Ein kulinarisch-musikalischer Abschluss des Tages
Als sie kurze Zeit später dazu kommt, suchen wir die Noten für das Stück heraus. Alicia braucht nur 10 Minuten, um es perfekt nachspielen zu können. Sie ist halt ein Profi. Das gleiche passiert mit “Just the two of us”. Um 22:00 Uhr ruft uns ihr Vater in den Garten für das Abendessen. Eigentlich bin ich gar nicht mehr hungrig. Aber es gibt gegrillten Spargel mit Tomaten, gebackenen Käse, frischen Gorgonzola aus Italien… Da kann ich einfach nicht widerstehen! Wir reden viel über’s Essen und über das Oktoberfest, auf dem ihr Vater Alvero schon zwei Mal war. Ich kann gar nicht ausdrücken, wie glücklich ich bin, diese Woche bei dieser tollen Familie unterkommen zu können! Um halb 12 gehen wir ins Bett. Etwas früher als sonst, aber immer noch sehr spät für meine Verhältnisse. Schon übermorgen geht die Reise weiter und es erwarten mich neue Abenteuer!
Alle Bilder stammen von der Webseite des Museums del prado