Zwischen Meer und Metropole: Meine letzte Etappe in Spanien
- Patrick Vosen
- 20.10.2024
21.4.2024
Als ich um 08:30 Uhr aufwache, sind die anderen schon wach. Es herrscht Aufbruchsstimmung in der Turnhalle im andalusischen Trebujena, wo das Musikfestival stattfand. Ein Teil der Band fährt wieder nach Madrid zurück und wir verabschieden uns. Für den Rest geht es mit dem Auto weiter in den Süden. Wir besuchen Lucias Patentante in Rota - einer Küstenstadt in der Provinz Cádiz an der Costa de la Luz. Die Stadt hat schöne Strände und beherbergt eine wichtige spanisch-amerikanische Marinebasis.
Strandspaziergang in Rota
Wir schlendern ein wenig am Meer entlang und setzen uns dann in ein Strandcafé, wo ich endlich wieder ein wenig auf meiner Ukulele spiele. Alicia und ich buchen uns spontan für heute Abend ein Hostel in Sevilla. Ich suche mir für morgen einen Bus, der mich zu meinem ehemaligen Kollegen Philip nach Lissabon bringt. Nach einer aufregenden Woche werden Alicia und ich uns letztendlich verabschieden müssen.
Papas con mojo picón: Meine neue kulinarische Vorliebe
Lucias Tante, Freunde und Bekannte warten in einer Bar zum Mittagessen auf uns und wir machen uns auf den Weg. Währenddessen erkunden wir ein wenig die idyllische Stadt und machen Fotos.
Dort angekommen bestellen wir sehr leckere Tapas. Als Vegetarier sind meine Optionen sehr eingeschränkt, aber ich verliebe mich in die “Papas con mojo picón”, ein traditionelles Gericht, das besonders auf den Kanarischen Inseln beliebt ist. “Papas” bedeutet auf Spanisch “Kartoffeln” und “Mojo picón” ist eine würzige Soße, die typischerweise rote Paprika, Knoblauch, Olivenöl, Essig und Gewürze wie Kreuzkümmel und scharfe Chilischoten enthält.
Wir essen viel und wie den ganzen Tag schon werde ich von den anderen eingeladen und darf nichts selbst bezahlen. Dabei bin ich doch schon sehr dankbar, dass ich mit zum Musikfestival in Trebujena kommen durfte. Ich genieße die herrlichen Temperaturen mitten im April und die erfrischende Meeresluft. Herrlich, wenn ich an die kühlen Temperaturen in Deutschland denke.
Abschied von der Band
Nach dem Essen laufen wir alle zusammen zur Wohnung von Lucias Patentante, wo seltsamerweise das ganze Equipment und alle Instrumente vom Festival gelagert sind. Wir machen uns im Bad frisch und spielen ein wenig mit den zwei großen Hunden, die in der Wohnung leben. Viel Zeit haben wir nicht. Dann packen wir alle mit an und bringen das ganze Equipment zum Auto. Als wir fertig sind, verabschieden wir uns herzlich und ich verspreche, dass ich mir irgendwann nochmal ein Konzert von ihnen anschauen werde.
Von der Küste in die Metropole
Alicia und ich gehen zu ihrem Auto zurück. Sie ist müde von den letzten Tagen und ich biete ihr an, bis nach Sevilla zu fahren. Die Fahrt dauert nur 1,5 Stunden und wir finden mit etwas Glück einen kostenlosen Parkplatz direkt in der Innenstadt, der nur 20 Minuten von unserem Hostel entfernt ist.
Abendspaziergang durch Sevilla
Nach dem Einchecken erkunden wir die wunderschöne Innenstadt. Sevilla ist mit etwa 700.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt Spaniens. Sie wurde von den Römern gegründet und wurde später unter maurischer Herrschaft ein wichtiges Zentrum des spanischen Königreichs. Besonders bekannt ist sie für Flamenco und Stierkämpfe.
Wir schauen uns die Kathedrale von Sevilla an - die größte gotische Kathedrale der Welt - und laufen am königlichen Palast Alcázar vorbei bis zum Platz von Spanien. Dieser beeindruckt uns besonders und wir verbringen recht viel Zeit auf dem Platz und dem umliegenden Park. Anschließend suchen wir uns etwas zu Essen und laufen eine gefühlte Ewigkeit durch die Wohnviertel der Stadt.
”Hier kann man gut leben”, merke ich an. Die Einwohner scheinen zufrieden zu sein und mir gefällt der Vibe, den die Stadt verbreitet. Alicia muss lächeln. “Ja”, stimmt sie mir zu. “Aber warte, bis der Sommer kommt. Dann wird es hier unerträglich heiß!”
Noch mehr Tapas zum Abendessen
Um 21:30 Uhr finden wir eine nette Tapas-Bar. Allerdings ist nur noch ein Platz an der Theke frei. Wir setzen uns trotzdem und werden sofort von einem sympathischen Kellner bedient, der ursprünglich aus dem gleichen Wohnviertel in Madrid wie Alicia kommt. Wir bestellen uns recht viel zu essen und ich kann kaum genug von der spanischen Tortilla bekommen! Um 22:00 Uhr wird es auf einmal sehr, sehr voll und laut. Jetzt ist die Hauptessenszeit für die Spanier. Ich genieße das Ambiente und freue mich, mitten im Leben dieser Menschen zu sein.
Die Rechnung ist nicht zu hoch, als wir uns verabschieden. Wir suchen uns noch eine Bar für ein Abschiedsgetränk, was gar nicht so einfach ist. Viele der Cafés und Bars bieten um diese Uhrzeit nur Tische für Gäste an, die dort auch zu Abend essen. Wir müssen uns umhören, um endlich eine Cocktailbar zu finden, die uns einen Tisch anbietet.
Ein Getränk zu viel in der Cocktailbar
Alicia und ich sprechen viel über die vergangene Woche und haben eine tolle Zeit. Plötzlich werden wir von einem total betrunkenen Amerikaner am Nachbartisch angesprochen - auf gebrochenem Spanisch. Ich antworte auf Englisch, aber das scheint er nicht zu merken. Anscheinend möchte er gegenüber seiner Freunde mit seinen Spanischkenntnissen prahlen. Aber sie können sich kaum noch vor Lachen halten.
Plötzlich sehe ich wie am anderen Nachbartisch ein Mann langsam die Kontrolle über seinen Stuhl verliert, sich am Tisch festhält und beim Fallen den ganzen Tisch mitzieht - inklusive aller Getränke. Es scheppert heftig und wir versuchen zu helfen, wo es geht. Der Mann hat eindeutig schon mehrere Getränke zu viel.
Wir gehen zurück ins Hostel und legen uns hin. Alicia ist das Schlafen in Schlafsälen nicht mehr gewohnt und ich leihe ihr meine Schlafmaske. Das Quatschen von zwei deutschen Reisenden hält uns noch ein bisschen wach.
Ein wunderbarer Tag!
Das war ein toller Tag und eine unglaubliche Woche. Vor meiner Reise hätte ich nicht gedacht, so viel vom Leben der Einheimischen zu erfahren. Ich war es bisher nur gewohnt, als Tourist in Ländern unterwegs zu sein. Diesmal fühle ich mich viel mehr verbunden zum Land und zu seinen Leuten. Ich bin dankbar. Vor allem Alicia, weil sie das alles möglich gemacht hat und mich bei sich Zuhause aufgenommen hat. Danke!
Morgen geht es nach Portugal - für ein neues Abenteuer!