- Patrick Vosen
- 2.11.2024
24.4.2024
Heute ist ein besonderer Tag in Lissabon.
Am Vorabend der Nelkenrevolution treffe ich gleich zwei wichtige Persönlichkeiten der portugiesischen Ukulele-Szene. Während ich im Bett liege und mich von der gestrigen Sonnendosis erhole, denke ich an die besondere Bedeutung dieses Landes für die Ukulele. Denn die Geschichte dieses Instruments beginnt genau hier - in Portugal.
Ein Mittagspausenjam mit Carlos und seiner Gruppe
Um 12:45 Uhr stehe ich vor einem unscheinbaren Gebäude in der Innenstadt. Carlos, ein lokaler Ukulelelehrer, öffnet mir grinsend die Tür, seine Ukulele bereits in der Hand. Im Seminarraum erwarten mich zehn weitere Portugiesen mit ihren Instrumenten. Schnell wird klar: Ich bin mitten in eine Mittagspause geraten, die diese Menschen nutzen, um gemeinsam Musik zu machen.
Wir beginnen mit einem Revolutionslied - passend zum morgigen Feiertag. Die Lieder sind einfach gehalten, haben aber immer wieder herausfordernde Elemente für Fortgeschrittene. Carlos’ Begeisterung ist ansteckend, auch wenn die Sprachbarriere manchmal eine Übersetzerin erfordert. Als die Gruppe mich nach einem deutschen Lied fragt, bin ich überrumpelt. Mentale Notiz: Für die nächste Session ein deutsches Lied vorbereiten!
Zum Abschluss spielen wir “Have you ever seen the rain” - ein Lied, das ich noch vor meiner Abreise mit meinem Vater gespielt habe. Ein Moment der Nostalgie überkommt mich. Doch lange Zeit zum Nachdenken bleibt nicht: Punkt 14 Uhr müssen alle wieder an ihren Arbeitsplätzen sein. Der Aufbruch gleicht einer gut choreografierten Flucht - innerhalb von Minuten sind alle verschwunden. Nur die Videos, die Carlos mir später schickt, erinnern an diesen spontanen Mittagsjam.
Zwischen den Treffen
Die Stunden bis zum Abend verbringe ich im Park, übe neue Stücke und genieße die Atmosphäre der Stadt. Die Ukulele auf meinem Rücken wird zum Gesprächsöffner - immer wieder sprechen mich Menschen an, fragen nach Konzerten oder rätseln, ob ich eine Geige dabei habe.
Ein Abend mit Mira und Pastéis de Nata
Um 20 Uhr treffe ich Mira vom “Ukulele Social Club” aus Coimbra am Time Out Market. Sie kommt ursprünglich aus Indonesien und hat durch ihre Heirat in Portugal eine neue Heimat gefunden. Während wir die berühmten Pastéis de Nata genießen - kleine Blätterteigtörtchen mit karamellisierter Eierpuddingfüllung - erzählt sie mir von den Cocoleles, Ukulelen aus Kokosnüssen, die in ihrer Heimat gebaut werden.
Mira ist mehr als nur die Leiterin des Ukuleleklubs in Coimbra - sie ist seine Seele. Für neue Mitglieder hat sie ein ausführliches Willkommens-PDF erstellt, und ihre Augen leuchten, wenn sie von ihrer Vision eines Ukulelefestivals in Coimbra erzählt. Der Abend endet in einer lokalen Kantine, wo wir unsere Ukulelen auspacken. Als ein Gast spontan “Somewhere over the rainbow” mitsingt, wird mir wieder einmal klar: Die Ukulele ist mehr als ein Instrument - sie ist ein Türöffner zu magischen Momenten.
Ein musikalischer Ausklang
Die Rückfahrt mit der Fähre nach Almada wird von einem besonderen Spektakel begleitet: Um Mitternacht beginnt das Feuerwerk zum 50. Jubiläum der Nelkenrevolution. Ein passender Abschluss für einen Tag voller Musik und neuer Bekanntschaften.
Während ich nach Hause laufe, denke ich an die nächste Station meiner Reise: der “Ukulele Social Club” in Coimbra. Nach diesem inspirierenden Tag kann ich es kaum erwarten, weitere Facetten der portugiesischen Ukulele-Szene kennenzulernen.
Wusstest du? Das originalgetreue Rezept der Pastéis de Nata wird bis heute streng gehütet. Nur die Bäckerei “Antiga Confeitaria de Belém” darf ihre Version offiziell als “Pastéis de Belém” bezeichnen. Hier erfährst du mehr über Cocoleles im Ukulele Magazine