Einführung: Ich bin unterwegs!
- Patrick Vosen
- 10.4.2024
7.4.2024
Langsam rollt der RE9 nach Aachen aus dem Wissener Hauptbahnhof. Die Sonne prallt in den spärlich besetzten Wagon. Es fühlt sich an wie der erste richtige Sommertag. Gibt es einen besseren Moment, um seine Weltreise zu starten?
Meine Eltern haben mich zum Bahnhof gebracht, um mich vor der Abfahrt nochmal zu drücken. Mama fühlt sich sichtbar unwohl und möchte mich am liebsten gar nicht gehen lassen. Das Gefühl kann ich gut nachvollziehen. Die letzten Nächte konnte ich vor Aufregung kaum schlafen. Oder vielleicht war es auch Angst, die mich wachgehalten hat. Manchmal kann ich die Gefühle kaum auseinanderhalten. Die Angst vor dem Ungewissen. Die Stimmen im Kopf, die dir sagen “so schlimm ist es hier doch nicht, bleib doch einfach in Morsbach”. Aber wirklich weiter kommt man mit der Strategie nicht. Dies ist meine dritte längere Reise in einem Jahr. Die Aufregung ist jedes Mal gleich und wird sich auch in Zukunft nicht ändern.
Meine erste Rucksackreise im Frühjahr 2023
Meine erste richtige Rucksackreise überhaupt führte mich Anfang 2023 vor allem durch Osteuropa und den Balkan. Kurz zuvor hatte ich meine Jobs gekündigt. Ich wollte einfach raus in die Welt. Auf meinem Rücken trug ich einen 120l Trekking-Rucksack und zusätzlich vor meiner Brust einen Kamera-Rucksack, den ich liebevoll “mein Büro” nannte. Bei meiner schmalen Figur muss ich ziemlich ulkig ausgeschaut haben. In den Hostels waren die Kommentare des Personals vorprogrammiert, die sich um mein Wohlergehen bei so einer Tragelast sorgten. Damals war ich noch recht unerfahren und hatte Sachen dabei, die ich unterwegs nie brauchte (z.B. einen Schlafsack und eine Luftmatratze). Damals hatte ich auch einen Reiseblog angefangen. Wie in der Bücherreihe “Hektors Reise oder die Suche nach dem Glück” wollte ich unterwegs mehr über das Glücklichsein lernen und die Erkenntnisse als Lektionen im Blog festhalten und mich anderen Menschen teilen. Relativ schnell kam ich allerdings nicht mehr mit dem Schreiben hinterher. Es blieb bei drei Beiträgen, die mich noch nicht einmal aus Deutschland hinausführten. Die alten Blogartikel findest du im Archiv. Wenn ich die Zeit finde, veröffentliche ich noch ein paar mehr Geschichten von dieser Reise und teile sie mit dir. Du findest sie dann unter der Kategorie “Reisen 2023”.
Was war das Ergebnis der ersten Reise?
Ehrlich gesagt, war ich verwirrter als zuvor. Ich hatte die Reise unternommen, um zu mir selbst zu finden, glücklich zu werden und im Anschluss in Deutschland eine Karriere als Frontend-Entwickler zu beginnen. Allerdings hat mir die Reise eher meine persönlichen Baustellen offenbart. Obwohl ich unterwegs keine Verpflichtungen hatte (im Gegensatz zu meinen Jobs zuvor), fühlte ich mich oft gestresst. Manchmal wirkte sich das körperlich auf meine Gesundheit aus, weil ich nicht auf meinen Körper hörte. Zu groß war die Angst etwas zu verpassen (FOMO - Fear of missing out). Zeit zur Erholung war in der Reiseplanung nicht vorgesehen. Falls ich mir doch einen Tag Auszeit nehmen wollte, überredeten mich die anderen Gäste im Hostel ziemlich schnell zu einem Ausflug oder einer Party. Wirklich für sich ist man im Hostel nie. Fast drei Monate war ich unterwegs und habe mein Glück nur im Außen gesucht. Das führte dazu, dass ich mit anderen Backpackern die schönsten Orte besuchte, ein Foto schoss und dachte: “Okay, das war cool. Was kommt jetzt?” Das Glücksgefühl wollte sich nie wirklich einstellen. Immer suchte ich nach einem schöneren Ort oder beeindruckenderen Moment.
Am Ende meiner Reise wurde mir klar, dass ich so in meiner Suche nach dem Glück nicht weiterkomme. Nach meiner Rückkehr nach Deutschland suchte ich mir keinen neuen Job. Ich versuchte, meine Reise zu evaluieren und einen anderen Ansatz zum Glücklichsein zu finden. Da stieß ich auf die Themen Achtsamkeit und Meditation und verschlang ein Buch nach dem anderen. Ich fing wieder mit Yoga an und lud mir eine Meditationsapp herunter. Was ich hoch motiviert startete, fiel mir aber schon nach einer Woche unglaublich schwer. Innerlich war ich total aufgewühlt und hatte Probleme, bei mir selbst zu sein. Das machte den Weg frei für Ablenkungen, wie YouTube, Instagram und Co. Später entdeckte ich Bücher über den Buddhismus - oder eher gesagt über Menschen aus Europa, die in Thailand ein buddhistisches Kloster besucht haben. Daraus wuchs ein Gedanke in meinem Kopf:
“Vielleicht sollte meine nächste Reise eine Reise zu meinem Inneren sein?”
Mein Klosteraufenthalt in Thailand
Schnell wurde ich im Internet fündig. Es gibt im Internet dutzende Angebote für Ausländer von dreitägigen Meditationsretreats bis zu “Monk for a month”-Programme, bei denen dir sogar die Haare abrasiert werden. Als ich eines Abends Zuhause die Idee eines Klosteraufenthalts in den Raum stellte, fiel mein Vater fast vom Stuhl. Er hatte sich gerade mit dem Gedanken angefreundet, dass ich Programmierer werde, und nun werde ich buddhistischer Mönch? Das war zu viel für ihn. Letztendlich zog ich meinen Plan jedoch durch und flog für ein dreiwöchiges Vipassana-Programm nach Thailand. Die Zeit im Kloster war ehrlich gesagt nicht leicht, hat mir jedoch in vieler Hinsicht die Augen geöffnet.
Auf dem Klostergelände wurde ich in einem Einzelzimmer untergebracht: Raum 404. Wer sich ein bisschen mit Webentwicklung auskennt, wird so wie ich schmunzeln. “Error 404 - Site not found”. Das passte gut zu der Suche nach mir selbst! Wenn du mehr zu meinem Klosteraufenthalt lesen möchtest, findest du bald Beiträge dazu in der Kategorie “Zimmer 404: Person not found”.
Habe ich denn nun das Glück im Kloster gefunden? In gewisser Weise schon. Nur wäre es zu einfach gedacht, dass drei Wochen im Kloster alle Probleme im Leben lösen. Die gelehrten Meditationstechniken haben mir geholfen, mich selbst wieder besser spüren zu können. Ebenso hat der Abstand vom Alltag geholfen, sich einiger Lebensprioritäten klarzuwerden. Allerdings liegt nach ein weiter Weg vor mir.
Diese nun begonnene dritte Reise wird sich viel mit Themen zum Leben und Glück auseinandersetzen, auf die ich dich mitnehmen möchte. Einen Reiseplan habe ich nicht. Wenn alles gut geht, führt mich die Reise um die ganze Welt. Statt mit dem Flugzeug werde ich nur über Land und Wasser reisen. Mein erstes Ziel ist Paris. Danach geht es weiter nach Madrid, wo ich eine Freundin besuche, die ich im Kloster kennengelernt habe. Wenn alles klappt, finde ich jemanden, der mich auf dem Boot bis nach Italien mitnimmt. Und dann geht es immer weiter nach Osten. Ob alles so kommt, wird die Zeit zeigen. Eventuell kommt alles anders! Insgesamt werde ich dieses Mal länger unterwegs sein. Die Krankenversicherung habe ich für zwei Jahre abgeschlossen, aber es muss nicht so lange dauern.
Mit der Ukulele um die Welt
Ach, das wichtigste hätte ich fast vergessen! Da ich ein begeisterter Ukulelespieler bin, durfte meine Reiseukulele auf der Reise nicht fehlen. Noch besser: Es gibt in jeder großen Stadt einen aktiven Ukuleleklub, der für alle Ukulelisten offen ist. Meinen ersten Klub im Ausland besuche ich schon morgen Abend in Paris! Ich kann es kaum erwarten, mich mit anderen Ukuleleliebhabern zu vernetzen und so Einheimische kennenzulernen. Das wird ein Riesenspaß! Mehr über meine Ukulelegeschichten findest du in der entsprechenden Kategorie. Aber nun genug der Einleitung und viel Freude beim Erkunden meines Blogs!