Willkommen beim 'Cabaret du uke'

Willkommen beim 'Cabaret du uke'

11.4.2024

Noch nicht einmal eine Woche bin ich unterwegs und mein Leben steht schon Kopf. Niemals hätte ich gedacht, wie sehr meine Ukulele diese Reise prägen würde. Nach den Besuchen bei RAUL und Rendev’uke bin ich ziemlich erschöpft. Es ist Donnerstagmorgen und heute Abend steht das “Cabaret du uke” an. Das monatliche Highlight für alle Ukulelisten in der Stadt und eine tolle Möglichkeit, bei einem Open-Mic auf einem Boot (!) Bühnenerfahrung zu sammeln.

Ich habe noch recht viel Zeit bis zum Abend, kann mich aber zu keinem Sightseeing aufraffen. Stattdessen schone ich meine Kräfte und verbringe viel Zeit in verschiedenen Cafés der Stadt. Das gibt mir die Möglichkeit, die Erfahrungen der letzten Tage festzuhalten. Bevor ich zum “Cabaret du uke” aufbreche, hole ich mein Gepäck aus dem Hostel ab. Ich werde nicht den ganzen Abend dabei sein können, da mein Bus nach Toulouse um Mitternacht fährt, wo ich einen kurzen Zwischenstopp einlegen werde. Ich wäre gern noch viel länger in Paris geblieben, jedoch werde ich nervös bei dem Budget, das ich hier täglich brauche: mindestens 60€ pro Tag. Wenn das so weitergeht, geht mir schnell das Geld für die Reise aus - dabei will ich ja einmal um die Welt! In Madrid wartet Alicia auf mich, die ich im buddhistischen Kloster in Thailand kennengelernt habe. Ich freue mich schon sehr auf sie!

Ein letztes Wiedersehen auf der “Péniche Anako”

Wie immer bin ich etwas früher da. Das Boot heißt “La Péniche Anako”, wurde zu einem Café mit Bühne umgebaut und liegt auf dem “Bassin de la Villette” im Nordosten von Paris. Ein Ort, den ich ohne meine Ukulele niemals erkundet hätte. An Deck gibt es eine Dachterrasse, wo ich ein paar Leute von RAUL entdecke. Ich setze mich zu ihnen und wir quatschen viel, bevor das “Open-Mic” beginnt. Eine RAUL (so nennen sich spaßeshalber alle vom Ukuleleklub) erzählt mir, wie sie die Ukulele in ihrer Vorschule einsetzt. Eine tolle Idee, um Kleinkindern Musik und Rhythmus näherzubringen. Nach und nach tauchen immer mehr bekannte Gesichter auf. Ich bekomme fast das Gefühl, schon zur Community dazuzugehören. Immer wieder werde ich gefragt, ob ich heute Abend auch etwas auf der Bühne präsentieren werde. Ich lehne ab. Mir ist alles noch zu neu und ich habe noch kein Lied in meinem Repertoire, das bühnenreif ist. Genauergesagt, ich habe Bühnenangst. Mathias bietet mir an, heute Abend zusammen mit RAUL auf der Bühne aufzutreten. Ich bin ihm sehr dankbar dafür. Mit 10 anderen Personen auf der Bühne fühle ich mich viel wohler und kann meine erste Bühnenerfahrung sammeln. Noch weiß ich nicht, dass es noch zwei Monate dauern wird, bis ich mich ganz alleine auf die Bühne traue.

Netzwerken in der Ukulele-Community

Noch bevor es losgeht, mache ich ein paar interessante Bekanntschaften. Zum Beispiel Malik aus Toulouse, der am nächsten Tag in seine Heimatstadt zurückfährt. Er bietet mir an, dass wir uns auf einen Kaffee treffen. Von meiner Bonner-Ukulelegruppe, die ich leider nur einmal besucht habe, bekomme ich den Auftrag, einen Sebastian zu grüßen. Ich frage mich ein wenig herum und tatsächlich ist er heute Abend auch hier. Mathias stellt ihn mir vor und wir unterhalten uns ein wenig. Sebastian ist oft in Japan und dort sehr gut in der Ukulele-Community vernetzt. Ich soll mich bei ihm melden, wenn ich in Japan bin.

Mein erstes Open-Mic geht los!

So langsam bewegen sich alle unter Deck, wo sich eine für ein Boot recht große Bühne befindet. Ich zähle ungefähr 70 Personen und fast alle sind mit Ukulelen ausgestattet. Ein Moderator schließt die Open-Mic-Liste und eröffnet den Abend mit einem eigenen kleinen Auftritt. Er ist auch etwas nervös und verspielt sich zu Beginn etwas. Aber das Publikum applaudiert laut bei jedem Patzer und ist sehr motivierend. Ich entspanne mich langsam und fange an, mich richtig wohlzufühlen. Beim Ukulelespielen geht es nicht so sehr darum, einen perfekten Auftritt hinzulegen. Es geht eher darum, gemeinsam eine schöne Zeit zu verbringen, gemeinsam zu wachsen, gemeinsam zu lachen, gemeinsam zu musizieren und gemeinsam seine Ängste zu überwinden.

Bis zur Pause treten ganz unterschiedliche Konstellationen auf. Zum Teil sind es Solo-Künstler oder es wird im Duett performt. Dann treten unterschiedlichste Ukuleleklubs auf. Später Ukulelebands, die sogar teilweise durch Frankreich touren. Ich bin begeistert davon, wie hier Ukulelekultur gelebt wird. Als RAUL aufgerufen wird, werde ich ein wenig nervös. Schnell stimme ich meine Ukulele und gehe mit den anderen auf die Bühne. Wir spielen das Lied “Le chanteur” von Daniel Balavoine, das wir beim Treffen am Montag geübt haben. Ich stelle mich hinter die anderen und versuche mein Bestes, um die recht schwierigen Akkorde sauber hinzukriegen. Das funktioniert ganz gut, nur beim Singen habe ich Probleme. Es macht richtig Spaß, mit den anderen die Bühne zu rocken. Das Lied ist viel zu schnell vorbei und wir verlassen unter Applaus die Bühne.

Die Performance kannst du dir hier auf FB anschauen: Link

Es sind noch andere bekannte Gesichter auf der Bühne. Zum Beispiel Helene und Mathias mit ihrer Band “Ohana Banana”. Aber auch Eva singt heute Abend. Ich bin begeistert von ihrer jazzigen Stimme. Auch Anne singt wunderschön, die ich kurz vor meiner Abreise in der Pause kennenlerne. Sie ist sehr interessiert an meiner Ukulelereise, was mir sehr guttut! Gern wäre ich länger geblieben, aber ich muss aufbrechen, um noch rechtzeitig meinen Bus zu kriegen. Ich verabschiede mich von allen wunderbaren Menschen, die ich diese Woche kennengelernt habe.

Mein Abschied aus Paris

Auf dem Weg zum Busbahnhof lasse ich die Woche vor meinem inneren Auge Revue passieren. Es ist so viel Wunderbares geschehen! Ich bekomme dieses schöne Gefühl in der Bauchgegend, dass diese Reise genau das ist, was ich gebraucht habe. Die Zeit in Paris hat alle meine Erwartungen übertroffen und das dank der fantastischen Menschen, die ich hier getroffen habe. Alles durch unsere Gemeinsamkeit - das Ukulelespielen. Besonders dankbar bin ich Mathias von RAUL. Er hat mir die ganze Woche das Gefühl gegeben, dazuzugehören. Merci beaucoup, Mathias!

Ich überlege mir meine Ukulelelehren aus dem heutigen Abend:

  • Ein monatliches Open-Mic ist eine prima Gelegenheit, um Bühnenerfahrung in einem sicheren Umfeld zu sammeln.
  • Die Ukulelecommunity ist unglaublich unterstützend, insbesondere wenn man sich verspielt.
  • Veranstaltungen wie diese sind perfekt, um sich in der Ukulelecommunity zu vernetzen.

Mit Spannung erwarte ich das nächste Ukuleleabenteuer, während mich der Bus aus Paris Richtung Süden trägt.

Wer auf seiner nächsten Frankreichreise die Ukuleleklubs des Landes erkunden möchte, sollte unbedingt einen Blick auf die interaktive Karte von FOUF werfen: Link

Veröffentlicht am: 13.7.2024