Cliff Edwards - Die tragische Geschichte eines Ukulele-Superstars

Cliff Edwards - Die tragische Geschichte eines Ukulele-Superstars

Du wirst es kaum glauben, aber schon vor 100 Jahren haben es Musiker mit der Ukulele zu Ruhm und Reichtum geschafft. Einer der ersten und bedeutendsten war Cliff Edwards, besser bekannt als “Ukulele Ike”. Nie von ihm gehört? Das wundert mich nicht. Selbst in seiner Heimatstadt Hannibal, Missouri, erinnert sich heute kaum jemand an ihn.

Dabei war Edwards einer der größten Stars seiner Zeit. Er hat Lieder aufgenommen, die heute jeder kennt - auch wenn die wenigsten wissen, dass er der ursprüngliche Interpret war. Lass uns gemeinsam auf Zeitreise gehen und diese außergewöhnliche Persönlichkeit kennenlernen!

Von der Kleinstadt zum Broadway-Star

Die Geschichte von Cliff Edwards beginnt am 14. Juni 1895 in Hannibal, Missouri. Als Sohn eines Zugführers der Missouri Pacific Railroad hätte sein Leben in ganz normale Bahnen verlaufen können. Doch Edwards hatte andere Pläne. Schon früh zog es ihn zur Musik und zur Bühne. Seine ersten Auftritte hatte er in Stummfilmkinos, wo er als eine Art Ein-Mann-Orchester fungierte - er sang, spielte Trommel und machte sogar die Geräuscheffekte.

Die Wende in seinem Leben kam durch ein eher praktisches Problem: Als Wandermusiker konnte er sich nicht darauf verlassen, dass alle Lokale ein Klavier zur Verfügung haben. Also griff er zur Ukulele - ein Instrument, das damals noch recht neu in den USA war. Es wurde seine treue Begleiterin, die er liebevoll “mein kleines Lammkotelett” nannte.

Seinen Spitznamen “Ukulele Ike” verdankt er übrigens einem vergesslichen Kellner in Chicago. Der konnte sich 1917 seinen richtigen Namen nicht merken und rief einfach “Hey, Ike!” - der Name blieb hängen.

Der erste Ukulele-Superstar

Edwards entwickelte einen völlig neuen Stil. Anders als die formellen Sänger seiner Zeit, brachte er Jazz- und Blues-Elemente in seine Musik. Seine Gesangsstimme kombiniert mit virtuosem Ukulelespiel war etwas, das die Menschen so noch nie gehört hatten. Sein Durchbruch kam 1924 am Broadway, wo er in George Gershwins Musical “Lady Be Good” die Nummer “Fascinating Rhythm” zum Besten gab.

Was folgte, war ein kometenhafter Aufstieg. Edwards nahm über 150 Songs auf und wurde zu einem der bestbezahlten Entertainer seiner Zeit. Zwei seiner Interpretationen wurden zu absoluten Klassikern:

1929 sang er in “The Hollywood Revue” erstmals “Singin’ in the Rain” - ja, genau das Lied, das später durch Gene Kelly unsterblich wurde. Hier ist der originale Clip:

Noch bedeutender wurde seine Rolle als Jiminy Cricket in Disneys “Pinocchio” (1940). Seine Interpretation von “When You Wish Upon A Star” gewann nicht nur den Oscar für den besten Song, sondern wurde zur Erkennungsmelodie von Disney. Hier ist der originale Clip:

Der tragische Fall eines Stars

Doch Edwards’ Geschichte hat auch eine dunkle Seite. Trotz seines immensen Erfolgs hatte er große Schwierigkeiten, mit Geld umzugehen. Mehrere gescheiterte Ehen führten zu kostspieligen Scheidungen. Alkohol- und Drogenprobleme machten die Situation nicht besser.

Der Mann, der einst die größten Säle füllte und Millionen mit seiner Stimme verzauberte, verbrachte seine letzten Jahre in einem Pflegeheim in Hollywood. Als er am 17. Juli 1971 starb, blieb sein Körper drei Tage lang unbeansprucht - niemand wollte die Kosten für seine Beerdigung übernehmen. Erst durch das Eingreifen von Disney und der Actors’ Fund of America konnte er würdevoll beigesetzt werden.

Was wir von Cliff Edwards lernen können

Edwards’ Geschichte ist ein klassisches “Rags to Riches to Rags”-Drama. Aber sie ist auch die Geschichte eines Musikers, der mit Innovation und Mut seinen eigenen Weg ging. Er machte die Ukulele salonfähig und zeigte, was dieses “kleine Lammkotelett” alles kann. Viele spätere Künstler ließen sich von ihm inspirieren, darunter Bing Crosby, der heute für seine Weihnachtslieder bekannt ist.

Wenn ich heute mit meiner Ukulele durch die Welt reise und in Ukuleleklubs spiele, denke ich oft an Pioniere wie Edwards. Er hat den Weg bereitet für all die wunderbaren Ukulele-Communities, die ich heute besuchen darf. Auch wenn sich in seiner Heimatstadt kaum noch jemand an ihn erinnert - sein musikalisches Erbe lebt weiter, jedes Mal wenn wir “When You Wish Upon A Star” hören oder unsere Ukulelen in die Hand nehmen.

Seine Geschichte erinnert uns daran, dass Erfolg vergänglich sein kann, aber wahre Kunst überdauert. Vielleicht denkt ihr das nächste Mal an “Ukulele Ike”, wenn ihr eure Ukulele in die Hand nehmt oder “Singing in the rains” spielt- er hätte das sicher gemocht.

Schaut euch gerne diese Lieder und Videos an und lass euch inspirieren!

Veröffentlicht am: 28.10.2024