Mein erstes Rendev'uke
- Patrick Vosen
- 25.6.2024
10.4.2024
Paris ist ein Paradies für Ukulelespieler! Nach meinem Besuch bei RAUL am Montag bin ich heute bei der Gruppe “Rendev’uke”, die sich jeden Mittwoch von 19:30 Uhr bis Ladenschluss im kleinen Café “Petit Balcon” trifft. Schon über 11 Jahre trifft sich die Gruppe und musste bisher nur einmal die Location wechseln. Ich bin mal wieder zu früh und betrete etwas schüchtern das Café. Es begrüßt mich wieder eine sehr nette Bedienung und ich lasse mir die Karte reichen. Hungrig vom vielen Laufen bestelle ich den Spargel. An der Theke entdecke ich einen jungen Mann mit Bier und Ukulele. Die Bedienung sagt mir, dass er der Leiter des Ukuleleklubs ist. Also stehe ich auf und spreche ihn an. Sein Name ist Julien und er lädt mich ein, sich mit ihm auf die Terrasse zu setzen.
Die professionellste Ukulele-Webseite, die ich bisher gesehen habe
Julien erzählt mir mehr vom Ukuleleklub. Der Klub ist für alle offen! Jeden Monat gibt es eine neue Songliste, die auf der Webseite veröffentlicht wird. Ich öffne die Webseite auf meinem Handy und bin beeindruckt von der Arbeit, die in die Seite gesteckt wird. Zu jedem Lied gibt es eine Verlinkung zu YouTube und zu den entsprechenden Akkorden.
Falls du selbst nachschauen möchtest: Hier ist der Link!
Immer wieder Rammstein
Natürlich kann man auch seine eigenen Lieder mitbringen und in der Gruppe ausprobieren. Wenn das Lied der Gruppe gefällt, wird es in die Liste aufgenommen. Immer mehr Leute kommen mit ihren Ukulelen ins Café. Mir gegenüber sitzt Olivier - ein toller Typ! Wir quatschen viel und er erzählt mir, dass er heute ein “Bonuslied” mitgebracht hat. “Ohne dich” von Rammstein - was für ein Zufall! Schnell ist klar, dass ich später den Gesangspart übernehmen soll. Rammstein. Diese Gruppe begegnet mir auf Reisen immer wieder. Obwohl sie in Deutschland sehr umstritten ist, erfreut sie sich im Ausland sehr großer Beliebtheit.
Wir werden immer mehr und ich freue mich, auch Leute von RAUL wiederzusehen, unter anderem Helene. Alle bestellen sich etwas zu essen. Das Café stellt seinen Kellerraum kostenlos für die Gruppe zur Verfügung. Dafür gehört es sich, dass man etwas zu Essen und zu Trinken bestellt. Ich genieße es sehr, dass wir viel Zeit zum Unterhalten haben. Fast jeder fragt mich, ob ich morgen zum “Cabaret du uke” komme und dort etwas auf der Bühne performe. Das “Cabaret du uke” ist ein Open-Mic-Event und findet jeden Monat auf einem Boot statt. Ich fühle mich etwas schüchtern, vor so vielen Leuten zu spielen. Aber ich verspreche, dass ich bei meinem nächsten Besuch etwas vorführen werde!
Schrammen bis zum Umfallen
Um 20:15 Uhr machen wir uns langsam auf den Weg in die Kellerräume, in denen zuvor noch eine Theatergruppe geprobt hat. Fast jeder hat seinen eigenen Notenständer dabei und wir stellen uns in einem Kreis auf. Wieder gibt es keine Stühle - das ist ganz anders als das Stammtischgefühl, das ich aus Deutschland kenne. Als wir mit dem Spielen anfangen, stehe ich etwas abseits und weiß nicht richtig, wie ich mich einbringen soll. Aber es dauert keine Minute, bis mich Eva (eine tolle Persönlichkeit mit einer super Jazz-Stimme) zwischen sich und Helene schiebt. Beide tanzen bei jedem Lied mit und schnell habe ich auch in den “Groove” hineingefunden. Wir spielen viele internationale Lieder, aber auch französische, bei denen besonders laut mitgetanzt wird. Besonders werde ich mich an die Lieder “Le dernier jour du disco” und “Le lundi au soleil” erinnern. Die Stimmung im Kellerraum ist unglaublich. Da wir im Kreis stehen, können wir uns alle sehen und gegenseitig anfeuern. Die Akkorde sind wieder recht anspruchsvoll. Aber es macht richtig Spaß!
Als wir Rammstein spielen, muss ich viel vom Gesang übernehmen. Allerdings muss ich bei den Strophen ziemlich viel improvisieren. Wie gesagt, ich bin nicht der größte Rammstein-Fan. Danach singen wir “Happy Birthday” in allen möglichen Sprachen, da ein Mitglied vor kurzem Geburtstag hatte. Ein Lied folgt dem anderen und langsam verabschieden sich die ersten aus der Runde. Um 23 Uhr merke ich, wie mein Rücken schmerzt. Es klingt verrückt, aber wenig später muss ich erschöpft aufgeben. Es geht einfach nicht mehr. Als ich mich nach meiner Ukulelentasche bücke, falle ich fast vornüber und spüre einen stechenden Schmerz. Ich möchte noch nicht gehen, aber wenn ich noch länger bleibe, schaffe ich es nicht mehr nach Hause. Ich verabschiede mich von der Gruppe und mache mich auf den Weg nach Hause.
Da Bauarbeiten auf der Metrostrecke stattfinden, muss ich den Großteil des Weges laufen. Jeder Schritt schmerzt, aber ich habe ein Lächeln im Gesicht. Am nächsten Tag erfahre ich, dass die Gruppe noch bis 2 Uhr morgens gespielt hat - an einem Mittwoch. Wahnsinn! Mit Vorfreude erwarte ich das morgige “Cabaret du uke” auf dem Boot - das schon dritte Ukulele-Event in 4 Tagen!
Meine Schlüsse aus dem Abend:
- Wenn du tanzt, macht das Ukulelespielen doppelt so viel Spaß!
- Wenn man im Kreis steht, hat man ein sehr schönes Gruppengefühl.
- Man kann Ukulele bis zum Umfallen spielen.
- Die interaktive Songliste auf der Webseite!