Von Paris nach Toulouse: Einblicke in den Reisealltag
- Patrick Vosen
- 17.4.2024
12.4.2024
Die Busfahrt von Paris nach Toulouse dauert 10 Stunden. Der Sitzplatz neben mir bleibt frei, was von großem Vorteil ist, da ich mich so wenigstens etwas hinlegen kann. Trotzdem fällt es mir schwer, eine angenehme Schlafstellung zu finden. Die Müdigkeit übermannt mich zwar schnell, aber immer wieder spüre ich den Anschnaller in meinem Rücken und wache mit Schmerzen auf. Ich bin selbst schuld, in der Nacht zu reisen. Dafür spare ich Geld, weil die Übernachtungskosten im Hostel wegfallen. “Ich bin noch jung,” denke ich mir. “Das halte ich aus.” Auf den Plätzen neben mir sitzt eine junge Frau. Wir unterhalten uns ein wenig, und ich gebe ihr meine Taschenlampe zum Lesen, weil die Leselampen im Bus nicht funktionieren. Ich fühle mich etwas leer und erschöpft. Mein Körper ist die Anstrengungen der letzten Tage nicht mehr gewöhnt. Die Monate vor der Reise habe ich zumeist zu Hause verbracht und war nicht viel zu Fuß unterwegs, vielleicht 5.000 Schritte am Tag. In dieser ersten Woche meiner Reise waren es schon durchschnittlich 20.000 Schritte pro Tag. Aber die Reise schlaucht nicht nur körperlich. Ich werde ein paar Tage brauchen, um die letzten Tage zu verarbeiten. Drei Ukuleleveranstaltungen in einer Woche und das direkt zu Beginn meiner Reise. Ich schüttele leicht den Kopf und denke mir: “Unglaublich!” Die Idee mit der Ukulelereise kam mir relativ spontan während meiner Reisevorbereitungen. Eigentlich wollte ich “nur” eine Weltreise machen und dabei “nur” auf Flugzeuge verzichten. Jetzt steht meine ganze Reiseplanung Kopf, und ich verbringe die Zeit mit dem Suchen von Ukuleleklubs in meinen Reisezielen.
Wer hätte gedacht, dass ich auf eine “Ukulele World Tour” gehen würde? Mir gefällt die Idee. In Paris habe ich so viele Einheimische kennenlernen können, allein durch unser gemeinsames Hobby - das Ukulelespielen. Vielleicht klappt das an anderen Orten ja auch? Auf meinen letzten Reisen habe ich die meiste Zeit in Hostels verbracht. Der Hostelvibe gefällt mir sehr, aber normalerweise trifft man dort nur andere Reisende aus aller Welt, nicht die Einheimischen. Ich spinne weiter meine Gedanken, bis ich einschlafe.
Erste Eindrücke und Erkundungen
Am Morgen genieße ich den Ausblick aus dem Fenster. Südfrankreich ist wunderschön! Mathias von RAOUL hat mir von dem Ukuleleklub in Toulouse erzählt. Man kann dort sogar seine eigene Ukulele in einem zweitägigen Workshop bauen (Link zum Ukulelebauer in Toulouse). Leider findet heute und morgen kein Ukuleleklub statt, und ich habe weder Geld noch Platz für eine weitere Ukulele, aber das ist okay. Vielleicht komme ich auf meiner Reise nochmal hierher, mit mehr Zeit aber wahrscheinlich weniger Geld.
In Toulouse angekommen, laufe ich 20 Minuten mit meinem Rucksack zum Hostel. Unterwegs schaue ich noch im Decathlon nach Sachen, die ich gebrauchen könnte. Ich verweile etwas länger vor den Regenschirmen. Bisher hatte ich mit dem Wetter großes Glück gehabt, aber ich möchte keine 10€ für einen Schirm ausgeben, der so aussieht, als könnte er bei der nächsten Gelegenheit zerbrechen. Also verschiebe ich diese Anschaffung auf einen späteren Tag. Das Hostel ist wunderschön und liegt mitten in Toulouse. Als ich an der Haustür klingele, winkt mir die Rezeptionistin aus dem Fenster zu und lässt mich herein. Sie ist in sehr guter Stimmung. Es läuft laute Blues-Musik in ihrem Büro. Ich fange spontan an, in meinem großen Rucksack zu tanzen. Sie muss lachen und tanzt ein wenig mit. Ich bin noch zu früh für den Check-In, aber ich darf meinen Rucksack dalassen und die Dusche im Flur nutzen - ein großer Vorteil an Hostels!
Der Charme von Toulouse
Ich nutze die Zeit, um mir in einer Bäckerei um die Ecke einen Snack zu kaufen und erkunde daraufhin die Innenstadt. Toulouse, oft als “La Ville Rose” (die rosa Stadt) bezeichnet, ist eine charmante Stadt, bekannt für ihre charakteristischen rosa Terrakotta-Gebäude. Die Stadt beherbergt zahlreiche historische Sehenswürdigkeiten, darunter die Basilika Saint-Sernin, eines der größten romanischen Gebäude Europas, und das prächtige Capitole de Toulouse, das als Rathaus und Opernhaus dient. Toulouse ist auch ein bedeutendes Zentrum der Luft- und Raumfahrtindustrie, Heimat von Airbus und der Cité de l’Espace. Es gibt viele gut besuchte Cafés und zahlreiche Boutiquen und andere Geschäfte. Ich verlaufe mich schnell und habe das Gefühl, dass die Innenstadt ein einziges Einkaufs- und Ausgehviertel ist.
Ein Tag im Hostel
Nach zwei Stunden bin ich so erschöpft, dass ich möglichst zügig in mein Hostelzimmer einchecken möchte. Um Punkt 14 Uhr bin ich wieder am Hostel und checke ein. Diesmal hört die Rezeptionistin “Queen”, die Lieblingsband meiner Kindheit. Ich bin beeindruckt von der Ausstattung meines 6-Bett-Zimmers. Im Raum befinden sich zwei separate Duschen, eine Toilette und eine Küchenzeile. So einen Luxus im Zimmer habe ich auf meinen Reisen noch nicht gesehen. Ich falle erschöpft ins Bett und schlafe bis 18 Uhr durch.
Als ich aufwache, spüre ich meinen Magen knurren. Mist, das mit der Ernährung ist wirklich ein Problem auf Reisen. Da die Übernachtungen schon so teuer sind, muss ich beim Essen sparen. In Paris habe ich mich viel von Fertiggerichten aus dem Supermarkt und Fast-Food ernährt. Das ist nicht wirklich gesund und auch nicht wirklich günstig. Heute will ich den Luxus der Küche nutzen und etwas kochen. Ich breche auf und suche den nächstgelegenen Supermarkt. Dort angekommen, bin ich zunächst überwältigt vom Angebot. Ich habe keine Idee, was ich kochen soll, und streife etwas hilflos an den Regalen entlang. Es dauert, bis ich mich etwas orientieren kann und einen Überblick über das Angebot gewonnen habe. Oh Gott, wird das jetzt an jedem neuen Ort so laufen? Eigentlich will ich Gemüse braten, aber meine Zimmergenossen werden sich gewiss nicht über Zwiebelgeruch am späten Abend freuen. Letztendlich landen Brot, ein Tomatenaufstrich, Tortellini und gefrorenes Pfannengemüse in meinem Einkaufskorb. Die Tortellini kann ich heute essen, und den Rest nehme ich morgen in meiner Lunchbox mit. Ich bin ein wenig stolz darauf, das erste Mal auf der Fahrt selbst zu kochen. Selbst wenn Tortellini wirklich keine Kochkünste voraussetzen.
Nach dem Essen setze ich mich in den Aufenthaltsraum und versuche, etwas am Laptop zu arbeiten. Das fällt mir schwer, da jemand laut über sein Handy Musik hört und zwei Spanier neben mir eine Stunde lang auf Spanisch eine mögliche Unabhängigkeit Kataloniens diskutieren. Mein Spanisch ist zwar ziemlich eingerostet, aber so viel kriege ich mit. Das Verrückte ist, dass beide die meiste Zeit gleichzeitig sprechen und sich gegenseitig versuchen zu übertönen. Das ist zwar interessant, doch auch anstrengend. Irgendwann gebe ich auf und ziehe mich recht früh in mein Bett zurück.
Vorbereitungen für die Weiterreise nach Madrid
Morgenabend geht schon der Bus nach Madrid! Doch davor möchte ich noch etwas die Stadt erkunden und die Zeit am Nachmittag zum Festhalten der Erlebnisse dieser Woche nutzen.