25.3.2023
Es ist soweit: Ich bin aufgebrochen! Die Reise ins Ungewisse beginnt. Ich weiß nicht, was die kommenden Jahre für mich bereithalten. Egal! Meine Pläne der letzten Jahre musste ich immer wieder verwerfen. Dann jetzt halt ohne Plan. Vielleicht klappt das ja besser. Die Jobs sind gekündigt, das Zimmer geräumt… und jetzt?
Warum dieser Schritt?
Ein Jahr war ich in Morsbach, einer kleinen Gemeinde mit ca. 10.000 Einwohnern. In Zeiten der Unsicherheiten und Krisen war es mein Rückzugsort. Allerdings hätte ich nie gedacht, dass ich ein Jahr bleiben würde. Es sollte etwas Vorübergehendes sein, bis ich wieder in die Ukraine, nach Mukatschewo, zurückkehren kann. Ich erinnere mich an die ersten Wochen und Monate des Krieges. “In höchstens zwei Monaten ist der Krieg vorbei!”, hörte man an jeder Ecke und im Fernsehen. Aus zwei wurden sechs Monate. Nun ist es schon über ein Jahr. Die Hoffnung auf das baldige Ende des Krieges sinkt. Viele Ukrainerinnen und Ukrainer aus Morsbach treffen nach einem Jahr die schwierige Entscheidung, ob sie zurück in die Ukraine fahren oder in Deutschland bleiben sollen. Die meisten von ihnen bleiben und integrieren sich immer mehr in die Dorfgemeinschaft.
Für mich ist die Situation etwas anders. Meine Familie wohnt in Morsbach und mit dem Kriegsbeginn hatte ich einen Ort, wo ich hingehen konnte. Allerdings habe ich mir eine Rückkehr immer offen gelassen und Arbeitsverträge nur für kurze Zeiträume verlängert. Ich habe die Zeit mit meiner Familie genossen und die Arbeit als Sozialarbeiter in der Gemeindeverwaltung und als Deutschlehrer an einer Gemeinschaftsschule waren sehr erfüllend und sinnstiftend. Morsbach ist auch perfekt für junge Familien und zum “Altwerden”. An diesem Lebenspunkt bin ich jedoch noch nicht.
Es ist seltsam, aber die Zeit kurz vor einem Abschied ist immer am schönsten und intensivsten. Als würde einem das Leben zuzwinkern und sagen: “Na, vielleicht überlegst du es dir ja doch anders?”. Ich weiß, warum das so ist. Die viele Arbeit ist weg, der Stress ist weg und endlich hat man Zeit für die schönen Dinge: Längere Gespräche mit Freunden und Kollegen führen, sich mit seinen Interessen beschäftigen und einfach den Moment genießen. Die ukrainische Community lädt zum Essen ein (Danke, Svitlana, für die vielen schönen Abende!) und es wird gefeiert, gelacht und gesungen. Es könnte alles so schön sein, wenn…
es mich nicht so sehr in die Welt ziehen würde!
Worauf ihr euch in diesem Blog einstellen könnt
“Aber Patrick, wohin fährst du denn?” – Ich verstehe die Frage sehr gut. Aber die Antwort fällt mir schwer. Normalerweise hatte jede meiner Reisen eine Deadline und brauchte genaue Planung. Bis zum Urlaubsende oder Beginn der Vorlesungszeit an der Uni musste ich ja wieder Zuhause sein. Das fällt dieses Mal komplett weg. Ich habe die Freiheit, mit jedem Tag neue Entscheidungen zu treffen. Gefällt es mir an einem Ort, dann kann ich dort für ein paar Monate bleiben. Alles solange meine finanzielle Situation es mir erlaubt.
Es ist eine Reise zu mir selbst und zum Glück. Ich werde Menschen aus ganz verschiedenen Orten auf der Welt treffen und sie fragen, was sie glücklich macht und ihnen wichtig im Leben ist. Die Lehren daraus schreibe ich ein kleines Büchlein und beschreibe sie auf diesem Blog. Im Grunde ähnelt es der Reise von Hector in “Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück” von François Lelord. Ob ich tibetischen Mönchen begegnen werde, weiß ich jedoch noch nicht 😃
Danke, dass ihr mich auf der Reise begleitet! Seid gespannt! Ich bin es auf jeden Fall! Und nun: Erster Halt – München!